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Garten der Seraphina

2001

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Über einen dunklen, minimalisten Sound legt sich die Wortgewalt der Sprache. Bestimmend ist die anspruchsvolle Lyrik.

In ihr verwebt die Band geschickt die Realität mit Träumereien. Gefühlvoll führt man den Hörer in eine Welt der Dunkelheit.

 

Die thematischen Schwerpunkte (Vergessenheit, Enttäuschung, Düsternis, Melancholie und Tod) der Texte sind von tiefer Hoffnungslosigkeit geprägt. Teilweise legen sie die Finger in offene Wunden. Jeder, der sich intensiver mit der lyrischen Arbeit von Irrlicht beschäftigt hat, erkennt seine eigene Gedankenwelt wieder. Endzeitromantik, welche die Realität nicht aussen vor läßt

Trackliste:

 

Deine Welt

Fern jeder Zeit

Vater meines Schlafes

Narziss!

Une ivresse

Insel der Seligen

Ode an den Herbst

Der Garten Seraphinas

..und nun?

Narziss! (Remixed by J. Berthold)

Lyrics

 

Deine Welt


Tu as porté la sirène dans mes rêves, songe-creux.
Vom Lichte trunken, versunken, in tiefster Nacht, scheint dieses Bild
von Sinnen wild; hat Herzenskraft, in meinem Traum, nur Glut entfacht.
Künstler, du bist ein Priester. Trage mich in deine Welt.
O' trage mich in deine Welt.
Und Sternenflut im Himmelsgrund, ein Wolkenbruch im tiefen Rund,
Gezeitenspiel, Verschleierung, gesegnet sei die Dämmerung.
Künstler, du bist ein Priester. Trage mich in deine Welt.
Und Sternenflut, ein Himmelsschrei, o' göttlich' Licht, lass' trunken sein,
den Schattenquell, den Blütenhain, im flammend' Raum, im Purpurwein.
Künstler, du bist ein Priester. Trage mich in deine Welt.
Im Morgenrot, die Trunkenheit, herniederzieht, und Schatten flieht,
am Leib gebebt, hast nie gelebt, im Düsterschweif der Endlichkeit.
Künstler, du bist ein Priester. Trage mich in deine Welt.



Fern jeder Zeit


Der Mond steht einsam fern am Himmel, ertrinkt im Lichtermeer der kalten Stadt,
über den Dächern ein Hauch Unsterblichkeit.
Bilder schweben fort, drehen sich im Kreis,
Augen sehen dort, und erstarren im kalten Eis,
Kinder halten Wort, und wissen, sie werden Greis,
nur Menschen wissen nichts und zahlen ihren Preis.
Und über allem liegt ein Hauch, ein Hauch erfrischend' Wasser.
Regenduft, lass' Träume fluten.
Regenduft, lass' fluten all' die Träume, hinein in die Unzerbrechlichkeit.
Bilder schweben fort, und drehen sich im Kreis,
Augen sehen dort, und erstarren im kalten Eis,
Kinder halten Wort, und wissen, sie werden Greis,
nur Menschen wissen nichts und zahlen ihren Preis.
Regenduft, lass' fluten all' die Träume, hinein in die Unzerbrechlichkeit.
Winterluft, und wenn ein Gott auf Erden weilt,
so lass' es regnen, lass' Wolken sich erheben,
und wenn ein Gott auf Erden weilt, so lass' es regnen,  
lass' ihn unsere Träume segnen.
Regenduft, lass' Träume fluten. Regenduft, lass' Wunden bluten.
Regenduft, lass' Donner Donner sein und trink' mit mir diesen kalten Wein.
Und wenn ein Gott auf Erden weilt, so lass' es regnen,
lass' Wolken sich erheben,
und wenn ein Gott auf Erden weilt, so lass' es regnen,
lass' ihn unsere Träume segnen.



Vater meines Schlafes    


Schlafe ein, o' Kind des Mohns,
schlafe ein, - und süsser noch als Wein,
lass' ihre Tränen sein, der nährend' Erde dunkles Gift.
Und süsser noch als Wein, lass' ihre Tränen sein,
der nährend' Erde dunkles Gift.
 
Vater,
Vater meines Schlafes,
denn du träumst, du träumst hinweg die Sünden der Welt.
Vater, in diesem Raum, in diesem kleinen Raum, wo nur du selbst
dein eigener König bist, so verloren in deinem Reich...
Die Tränen des Mohns, die Tränen des Mohns,
in lichtblauem Blumenglanz und violettnem Schein,
in Bilderkraft und Wort, unverrückbar und wild,
im Angesichte eines Ozeans, ein bunter Reigen, - schemenhaft.
Erinnere dich, erinnere dich an gestern, wie du schliefst:
so tief, so sanft, so tief, so sanft...
 
Vater,
Vater meines Schlafes,
denn du träumst, du träumst hinweg die Sünden der Welt.



Narziss!    
Und ewig weit, bist du bereit, durch mich zu gehen' in diesen Streit,
in diesen Duft Unendlichkeit, so bleib' ich steh’n, und lasse mich umweh’n
von einer Pracht, die sorgenvoll dahingebracht, in einer Nacht,
in Licht erdacht, und neu entfacht, in Widerstreit und Trunkenheit,
im wogend' Trug der Sinne,
so bezwinge den Höhenflug.
Narziss, ertrink' in deinem Abbild.
Narziss ertrinke.
Und hast du nicht, nur dich selbst geliebt...?
Ergriffen weilt, gespiegelt scheint, und reichverziert, vom Wind verteilt,
verkettet dann, und ungeweint, nur Lust gebiert, den Traum regiert,
das Selbst beschwört, und ungehört, emporgeschwungen, das Ich betört,
und segensreich, im Traum gestört, ein Lied gesungen, das unverklungen,
den Himmeln gleicht, das Herz erreicht,
und ungezwungen, pfadverschlungen,
und dann verstört, in Tiefen reicht,
vom Ich betört, das Selbst beschwört.
Narziss, ertrink' in deinem Abbild.
Narziss ertrinke.
Und hast du nicht, nur dich selbst geliebt...?



Une Ivresse  


-Fleur bleue-
Une promenade, seul avec toi, ma fille,
on n'a jamais pensé à demain,
on a vécu comme si c'était un des derniers jours,
des jours célestes
et très funeste,… la pensée… romanesque…
Et le maléfice d'une nuit étoilée a commencé de s'enflammer…
O' Trösterin, ich hab' die Blüten, in deinem Herzen tief erspäht.
Geliebte, die du mit den Augen träumtest, die glühend-fernen Blicke,
azurnen Himmeln zugetan, denn Sterne hast gebracht mit einem Wort,
du gegen Mitternacht,
...in ein Land, in dem alles schläft und niemand wacht...
Chère amie, je sais que tu veux dire: c'est la nuit d'été, la nuit tremblée,
c'est ce qui compte, n'aie pas peur, un seul désir, une seule ivresse…
et ma tristesse va revenir, quand tu me quittes, quand tu t'en vas,
sans moi, ma fille…
O' Trösterin, und unermesslich Glanz steigt in die Lüfte auf,
von Schwingen weit getragen, und unermesslich Duft,
so habe ich gewacht und lasse deiner nicht verzagen...
wie brachliegt in der Luft,  
ein tiefer Sog der Erde, so bleib' es wie es werde
Une ivresse, inspirée d'un seul désir, et l'allégresse va revenir,
quel espoir et quel délire… ma fille, tu es mon élixir.
Danse, danse ma fille, la lune est claire… fragmentaire et résolue
…biscornue et dissolue.
…une écharde, des sentiments…
 


Insel der Seligen    


Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen...
Ich werde nach Alexandria zurückkehren.
Hast du je geträumt, die Tiefen eines Ozeans erspäht,
die Wogen eines Meeres, die sich kräuselnde Flut?
In der Brandung gebrochenes Wasser, das in wilder Gischt
an die Ufer schlägt, an Fels und Küstenland.
Ornamente aus Wasser. Ornamente aus Wasser.
Gepriesen seist du, erhabene Isis, die du segelst mit dem goldenen Helm
der Seligkeit und bebender Saphirbrust auf deiner Barke,
den siebenarmigen Leuchter in Händen haltend,
die feinsten Düfte fruchtbaren Arabiens atmend.
orientalische Blüten..
 
Alexandria, mein Blut habe ich in deinen Leuchtturm zurückgetragen,
und ewig brennt die Flamme im Allerheiligsten, im Innersten der Seele,
Brunnen der grossen Tiefe.
Brunnen der grossen Tiefe.  



Ode an den Herbst  


Niedergewehte Tropfen und Blätter, im Rauschen des Grüns
sehnsüchtig, hingebungsvoll.
Wie still doch Regen sein kann.
So lausche ich den Klängen, die mir der Wind zuträgt
- ein Lobgesang auf den Horizont, der in dunkler Rötung schimmert,
in eindrucksvoller Glut, und wärme mich an deiner Haut.
So hab ich dich gespürt, mein lieblich' Kind,
- Küsse bedecken weich, und Sanftheit dir aus Lidern flutet,
Tränen tropfen, fallen tief, wie Regen und Wind auf deine Haut.
Und niemals mehr wirst du für mich vergessen sein,
denn du hast dich:
in meinen Traum geträumt.
- du hast dich in meinen Traum geträumt, o' lieblich' Kind.
Und Donnergrollen zieht dann auf, am Firmament, am Himmelszelt.
- Laternenschein, von Winden still
im smaragdenen Grün der Bäume
das Rauschen deiner Herzensglut
und wie du sprachst, flüsternd, träumerisch:
Komm' stumm gewordener Poet, dein Schlaf soll mein Erwachen sein.
 


Der Garten Seraphina   


Und habe ich dich nicht zu meiner Königin erhoben,
die du Licht warst und Schatten, Blütenquell und Niedergang,
Rosenglanz in Duft und Kuss?
Und bin ich nicht hinfort gezogen dich zu suchen wie ein Wanderer mit Pilgerstab?
Die, die du mir Gift, gesegnet' Wasser gleichermassen schienst;
und bin ich nicht, verführt von deinem lockend' Ruf, auf die Knie gesunken,
als ich dich dann fand?
Nun sage mir:
wohin mit all' den süssen Tränen, den aufgefüllten Kelchen,
den Meeren, in denen ertrunken, einstiges Glück schwindend versinkt;
so still und langsam, als wäre es nie dagewesen?
Wohin mit all' den Weihrauchschwaden, die sich um die Seelen ranken,
den tausend Splittern brachgelegter Träume?
- Zierde, offenbart zu deiner Verschleierung. Deine Dienerinnen verkünden
nicht die Tugend! O' Tochter einer Flamme, die sich Morgenröte nennt!
Und habe ich nicht mein Angesicht an deinem Strahl verbrannt,
weil ich dir zu nahe trat, denn Stumme sprechen nicht...
So hab' ich dies ertragen, um Nähe zu bekunden,
so dein Dunstkreis zu meiner Stätte ward.
Wie ein Ritter bin ich, unerschöpflich, niemals müde, ausgezogen deinen
Stern zu suchen,
das Land jenseits erdenklicher Stille zu ergründen,
die Himmelsweiten, deren Horizonte unbegreifbar in der Ferne liegen.
Eine Laterne nur in Händen; nackt, gleichsam gehüllt in ein Seelengewand
- die zweite Reise angetreten, diesmal in mein Innerstes.
Abgeglitten in der Seele Dunkelheit, so war dein Licht bei mir seit Anbeginn.
Und waren es tausend Entbehrungen, die mich zu dir führten,
wie ich über heilige Erde schritt:
nur dein Bild vor Augen, nur dich suchte in Wäldern, Wüstensand und Meeren;
in allem was lebendig schien.
Bin nur dem einen Pfad gefolgt, hinfort zum Palast meiner Sehnsucht.
Und Augenblicke lang erkennbar nur, wie aus dem Nichts ein Tempel ragte,
ich mich meinen Träumen näher wähnte, dass Sturm und Zeit mir nichtig schien.
Von Blumen dicht bewachsen, das Portal, auf dem Verkündung fand:
"Dies hier ist die Ewigkeit. Tritt ein Wanderer, - zurückkehren aber wirst
du nicht!"
So bin ich eingetreten, ruhelos die düsteren Korridore ihres Palastes,
meiner Königin entlanggeschritten, habe im Widerschein leuchtender Fackeln
die Schatzkammern illusorischer Vorstellung ergründet.
Nie im Labyrinthe verstrickt, noch in Netze mich verfangen,
so war die treibend' Kraft ein Traum vor Augen.
Und wusst ich doch:
nicht in Verliessen sollt' ich darben, nicht in Gewölben mich verlieren,
ohne dich zu sehn, O' Unberührte!
Bin immer weiter vorgedrungen, schweren Herzens dann durch Nebelschwaden,
in drängend'- fieberhafter Ungeduld.
Wie könnten Schleier meinen Weg durchkreuzen, wie könnte zitternd'- rasend
Ungemach mich lähmen, wo wogend' Lichtglanz nur von deiner Strahlung kündet!
- du warst so nah...
Und glühend- durchleuchtet schien der Tempel
- eine letzte Pforte die mich von dir trennte.
Und dann sah ich dich:
im Allerheiligsten, wie du auf dem Himmelbette lagst, das einem Throne glich,
inmitten deines Gartens.
Zwischen Veilchen, Seidenblast und Flieder, zwischen Efeuranken,
Laub und unzählbarem Blätterwerk.
Du als Lilie und als Rose, als Knospe, Kelch und Blütenkrone,
wo tausend Düfte in Entfaltung wogen, - nur Rausch, Begehren in mir brennt.
Ich seh' dich fluten: wie wesenlos und doch erschaffen, du zwischen Mensch
und Engeln stehst, du sanfte Küsse nur verströmst.
Blitze mich durchleuchten in deinem gleissend' Schein.
So hab' ich dich gefunden:
herbe, unberechenbare Schönheit, hast den Leib in weisse Gewänder gehüllt,
in durchsicht'ge Nacktheit gewoben.
Schwarz-purpurfarbene fällt dein Haar hernieder
- dein verzückend' Flammenspiel.
Die Wildheit, die du auch in Augen trägst,
tief- feurige Lebendigkeit aus deinen Lidern flutet;
die Strahlung mich nur trunken macht!
Myriaden von Tautropfen bedecken deine Stirn,
erhellen dein verzückend' Angesicht.
 
Und Haut wie Samt, gnadenreich und anmutsvoll
- in Lichtglanz, Duft und Augenblick.
Von Himmelsweiten nur ergriffen, ich an deinen Brüsten ruhe.
Entblösst ist nun mein Herz.
So habe ich durchschritten die mystische Nacht der Seele,
bin emporgeschnellt inmitten einer Morgenröte - in dein unbeweglich' Königreich.
Mein Lied und meine Ode, mein duftend' Mysterienspiel - Huldigung an dich,
die du auf Vermählung wartest.
O' Königin und Herrin dieser Kathedrale - lasse mich aus Kelchen trinken,
lasse mich vom Weine kosten, der nur Trost und Schatten birgt.
O' du, die man dich einst Engel der Grausamkeit nannte, hast dich verhüllt,
um die zu töten, deren Herzen unrein sind. Verschmäht als Säerin,
weil deinem Schoss ein Menschensohn geboren ward.
Saturnalien - Lichttropfen in Blut gehüllt, gezeugt, dass sie eines Tages zu
Flammen werden, zu herzergreifenden Gebärden, zu Sternengeistern,
auf die Erd' gesandt, um Herzen zu erwecken, Seelen zu entflammen,
zu preisen nur dein Angesicht.
 
Nicht mehr aus der Ferne dringt die Kunde deiner Herrlichkeit
- das Paradies ist nah.
Lege deinen Dolch in mich, O' Königin, bekränze mich mit einer Dornenkrone!
Und ihr Kuss, einer dufterfüllenden Opiumblüte gleich, wie Schwingen  
andachtsvoller Trunkenheit, das Hinüberwehen in leisen Schlaf.
Von schweren Lippen nur gekostet, hat sie meine Lider wachgeküsst.
 
O' Seraphina - so fand ich deinen Garten einst...  

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